Wände bilden Räume. Gertrud Genhart nimmt dies im Falle ihrer Wandzeichnungen sehr wörtlich. Die Arbeiten erscheinen formal meist radikal einfach, ergeben aber direkt auf der Wand ein räumliches Gebilde, welches den eigentlichen Raum, bestehend aus meist vier Wänden sprengt.

So gesehen sind die Wandzeichnungen von Gertrud Genhart ein Pendant zur Öffnung des Raumes in der Physik: Hier löste sich der absolute Raumbegriff der klassischen Mechanik ebenfalls auf und gewann nach den Erkenntnissen von Albert Einstein vereinfacht gesagt eine vierte Dimension - jene der Zeit. Ähnlich offen ist Gertrud Genharts Werk aber auch im Allgemeinen: Die Künstlerin, die so radikal einfach zeichnet, arbeitete früher mit Videoinstallationen und beschäftigte sich mit der Fotografie, wobei auch in diesen Arbeiten Aspekte des Räumlichen elementare Bedeutung besitzen.

Thomas Kaiser

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